Die 1963 vom späteren Jordanischen Honorarkonsul Kurt Uihlein in Hannover gegründete Deutsch-Jordanische Gesellschaft (DJG) feierte am 3. November 2023 ihr 60-jähriges Jubiläum in den Räumen der Industrie und Handelskammer in Hannover. Damit ist sie eine der ältesten Freundschaftsgesellschaften in der Bundesrepublik Deutschland. „Für Toleranz und Verständigung“ war das Motto der Veranstaltung.
Die 1. Vizepräsidentin der DJG Birgit Tesic-Kurth, Hannover, begrüßte die Teilnehmer der Veranstaltung. Besonders begrüßte sie den Botschafter des Haschemitischen Königreichs Jordanien, Dr. Yousef Bataineh. Ebenso willkommen hieß sie die weiteren Gäste und Teilnehmenden des Panels, sowie die Vertreter des Goethe-Instituts Jordanien. Sie dankte Tilman Brunner, dem Leiter der Abteilung International der IHK Hannover, für die Koorganisation und Gastfreundschaft.
Zunächst legten Birgit Tesic-Kurth aus Hannover und der im Frühjahr 2023 neu gewählte Präsident der DJG, Dr. Jochen Pleines, Sprockhövel, dar, wie sehr die aktuelle Situation in Palästina und Israel und ihre Auswirkungen auf Jordanien, dessen Bevölkerung zur Hälfte aus Palästinensern bestehe, auch die DJG beschäftigt. Man stehe fassungslos da angesichts des Massakers der Hamas. Israel habe ein Verteidigungsrecht. Aber auch Leid und Tod auf der palästinensischen Seite seien nicht hinnehmbar. Die DJG unterstütze die Forderung nach Feuerpausen und einem Waffenstillstand. Die DJG richte einen dringenden Appell an alle, das Blutvergießen zu beenden und Friedensverhandlungen mit dem Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung zu führen. Alle anderen Alternativen führten unweigerlich zu einer Katastrophe.
Botschafter Dr. Yousef Bataineh dankte für diese lange und intensive Freundschaft zwischen Deutschland und Jordanien. Deutschland sei zweitgrößter Supporter Jordaniens nach den USA. Er verwies auch auf die Abkommen, die König Abdullah II vor kurzem in Deutschland geschlossen habe, in denen gerade auch die Zusammenarbeit im Bereich des deutsch-jordanischen Arbeitsmarktes gefördert werden soll.
Auch er ging auf die aktuelle Situation im Nahen Osten ein. Die gesamte Region stehe vor großen Herausforderungen, um in Frieden leben zu können. Jordanien verurteile jegliche Gewalt. Es gebe keine militärische Lösung, das hätten die letzten 75 Jahre gezeigt. Jordanien sei „Friedenspromoter“. Die Situation in Gaza sei schrecklich.
Kooperation mit Goethe-Institut Jordanien und
Deutsch-Jordanischer Universität Amman
Nach den einleitenden Ansprachen wurden mit der Deutsch-Jordanischen Universität (German-Jordanian University, GJU) und dem Goethe-Institut Jordanien Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet. Die Partner vereinbaren darin, weiterhin unter Einhaltung der jeweils eigenen Ziele die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zu pflegen. Es sollen konkrete Workshops und Arbeitskonferenzen geplant und durchgeführt werden.
„Generating Synergies for the German and Jordanian Labour Market“ (Synergien für den deutschen und jordanischen Arbeitsmarkt schaffen)
Dies war im Anschluss der Fokus Thema eines Panels, an dem Botschafter Dr. Bataineh, Prof. Dr. Reiner Finkeldey (Vizepräsident der GJU), Dr. Yazid Shammout (Unternehmer aus Hannover, Inhaber von Pflegeeinrichtungen in Deutschland), Yasmin Shabani und Qusai Mashaqa (beide Absolventen der GJU und inzwischen in Deutschland beschäftigt) teilnahmen. In ihren Beiträgen wurde einerseits auf die Erfolge der Ausbildung in Jordanien, gerade der GJU in Bezug auf die Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland hingewiesen. Andererseits machten die jordanischen Teilnehmer sehr deutlich, dass sie in Deutschland eher auf eine „Unwillkommenskultur“ als auf eine Willkommenskultur stießen. Dies zeige sich sowohl gesellschaftlich – beispielsweise bei der Wohnungssuche, aber auch bei sozialen Kontakten, als auch bei vielen Hindernissen im Umgang mit den Behörden. Die Bedeutung guter Sprachkenntnisse wurden von allen Teilnehmenden betont. Bei diesen Problemen seien einerseits die Gesellschaft und Behörden in der Pflicht, andererseits müssten aber auch insbesondere die Unternehmen die Anstrengungen ihrer Mitarbeitenden unterstützen. Die zahlreichen Gäste der Veranstaltung brachten sich durch Nachfragen und Bemerkungen ebenfalls in das Panel ein. Prof. Finkeldey betonte in seinem Schlussstatement, dass die Entwicklung der GJU positiv sei. Studierendenzahlen würden wachsen und auch die Zahl der längerfristig in Deutschland arbeitenden Absolventen nehme zu. Dr. Yazid Shammout warb für Jordanien als ein vielversprechendes Partnerland und forderte, dass die deutschen Unternehmen selber stärker in Jordanien den Kontakt zu potentiellen Arbeitskräften suchen sollten.
Yasmin Shabani führte aus, dass sie sich zugleich als Jordanierin und als Deutsche fühle und dass sich das aus ihrer Sicht keineswegs ausschließe. Qusai Masharqa plädierte eindringlich für eine größere Offenheit und stärkere Internationalisierung im Bewusstsein der deutschen Gesellschaft.
Präsident der DJG Dr. Jochen Pleines
Jordanischer Botschafter Dr. Yousef Bataineh
Prof. Dr. Reiner Finkeldey (Vizepräsident der GJU),
Dr. Christian Diemer (Institutsleiter Goethe-Institut Jordanien),
Dr. Jochen Pleines
nach der Unterzeichnung der Memoranden of Understanding
Von links nach rechts: Qusai Masharqa, Yasmin Shabani,
Dr. Yazid Shammout, Prof Dr. Reiner Finkeldey