25. Januar 2024
Nachhaltige Regenwassergewinnung
in der jordanischen Wüste
Erkenntnisse aus der Archäohydrologie
Bericht zum Online-Event
Hisorische Wassertechniken in der Wüste Jordaniens
Ein archäohydrologisches Projekt
Am Donnerstag, den 24.1.2024, hat die Deutsch-Jordanische Gesellschaft (DJG) unter der Leitung der ehemaligen Professoren der Deutsch-Jordanischen Universität, Jochen Pleines (DJG-Präsident) und Anton Mangstl (DJG-Kuratoriumsvorsitzender), eine Zoom-Konferenz zum Thema "Nachhaltiges Wassermanagement in der jordanischen Wüste" veranstaltet.
Ein Team von Wissenschaftlern präsentierte die Arbeiten des Eastern Jafr Joint Archaeohydrological Projects, das seit kurzem durch eine Kooperation zwischen der Yarmouk Universität in Irbid und der Fachhochschule Lübeck mit Unterstützung und Genehmigung des Department of Antiquities, Amman fortgeführt wird.
Die Archäohydrologie befasst sich mit wasserhistorischen Hydrotechniken und den Möglichkeiten, Wasser zu sammeln und zu bewahren, insbesondere in trockenen Gebieten wie der jordanischen Wüste.
Professor Hani Hayajneh, Dr. Kai Wellbrock, mit Unterstützung des ehemaligen Projektleiters, Dr. Hans Gebel, und von Amer Suleiman und Prof. Dr. Patrick Keilholz bildeten ein Team von Wissenschaftlern beider Universitäten, das die Studie in diesem Vortrag vorstellte.
"Nach einem Überblick über die natürlichen Gegebenheiten und den 9000-jährigen sozio-historischen Rahmen der produktiven Wassernutzung in der Badia (die bis vor ca. 7000-6000 Jahren noch eine Offenwald-Steppe mit Seen war), wurde auf der Konferenz die aktuelle hydrotechnische Terminologie der Beduinen vorgestellt", so Prof. Hayajneh von der Yarmouk-Universität und fügte hinzu, dass dies durch die Ergebnisse einer Reihe von archäohydrologischen Fallstudien zu verschiedenen Fundorten, u.a. im Norden Saudi-Arabiens, illustriert wurde.
Die Ausgrabungen ergaben eine Vielzahl ähnlicher hydrotechnischer Lösungen über die Jahrtausende hinweg, die alle eine äußerst nachhaltige und anpassungsfähige Regenwasserbewirtschaftung in den Steppen/Wüsten zeigen, was auch für die Erschließung des Grundwassers und der Schichtenwasser gilt, so Dr. Kai Wellbrock von der Fachhochschule Lübeck.
"Diese frühere Wassergewinnung hat das Projekt zu der Frage veranlasst, warum das Engagement zur Nutzung dieser Ressourcen in der heutigen Wüste verschwindet. Insbesondere die Zeit um 6500 vor heute zeigt eine blühende Paläobeduinenkultur, die Sepulkrallandschaften mit Megalithgräbern und Ritualbauten schuf, in deren Zentren sich Brunnen und Wasserstellen befanden", erklärt Hans Gebel, ehemaliger Leiter des Eastern Jafr Archaeological Project.
Die epigraphischen Zeugnisse, z.B. aus Bayir, bezeugen Brunnen und Tränken aus der Eisenzeit, die ständig gewartet und bewacht werden mussten, erklärte Hayajneh, während der Hydrologe Wellbrock auf typische topographische Standorte hinwies, an denen Brunnen in allen Epochen Grundwasser und Schichten anzapften; er ist überzeugt, dass die hydrologischen und hydrotechnischen Fähigkeiten der mobilen Hirten zu allen Zeiten hoch entwickelt waren
In der Diskussion wurden die hydrotechnischen Möglichkeiten einer Rehabilitierung der traditionellen und nachhaltigen Wassergewinnungsstrategien angesprochen, welche ein neues Fachgebiet, die Angewandte Archäohydrologie, leisten soll.
"Zu viel Regenwasser versickert ungenutzt in der Wüste, das Jordanien dringend benötigt. Auch die Wiederbelebung der beduinischen Weidewirtschaft erscheint trotz der Verringerung des natürlichen Futterangebots durch den Klimawandel sinnvoll", stellte Gebel fest und fügte hinzu, dass sich die Fragen in diesem Zusammenhang weniger auf die Anwendbarkeit der traditionellen Wassertechnologien und den Erhalt des damit verbundenen kulturellen Erbes konzentrierten.
Vielmehr müsse eine multidisziplinäre Machbarkeitsstudie das Potenzial berechnen, bevor die jordanischen Entscheidungsträger darüber nachdenken können, welchen Beitrag die nachhaltige Entwicklung des Wüstenwassers zur Deckung des jordanischen Wasserbedarfs leisten kann, sagte Wellbrock und fügte hinzu, dass die vorläufigen Ergebnisse des Projekts den ökologischen Mehrwert der Rehabilitierung und Wiedereinführung neuer traditioneller Wassergewinnung in der Badia unterstreichen. Zusammen mit anderen Entwicklungsmaßnahmen könne dies zur Stabilisierung der Einkommenssituation der lokalen Bevölkerung und zum Erhalt der Kultur in der Region beitragen.
"Mit seinen Ergebnissen und seiner Expertise will das Projekt aber auch dazu beitragen, die Wasserprobleme Jordaniens nachhaltig zu lindern", betonten Wellbrock und Hayajneh.
(Dr. Hans-Georg K. Gebel, Berlin, ex oriente FU Berlin)